Esoterik versus Spiritualität

Das Bild zeigt eine Tablettarot-Lesung mit einer Frau, deren Hände in der Mitte des Bildes gezeigt werden, und drei Tarotk...

Lange Zeit war mir der Unterschied zwischen Spiritualität und Esoterik nicht klar. Die Übergänge erschienen mir fließend, unscharf, beinahe beliebig.
Wenn ich an Spiritualität dachte, hatte ich oft bestimmte Bilder im Kopf: westliche Menschen, die sich fremde Glaubenssysteme aneignen, große Worte über Weltfrieden und Liebe sprechen und dabei selbst orientierungslos wirken. Alternativ dachte ich an besonders gläubige Menschen, die sich – bewusst oder unbewusst – über andere erhoben, weil sie sich einer höheren Wahrheit näher fühlten.

Auf meinen Reisen begegnete ich immer wieder Menschen, die von Zeichen des Universums sprachen und Zufälle grundsätzlich ausschlossen. Diese Begegnungen verstärkten meine Skepsis gegenüber allem, was sich „spirituell“ nannte.
In Mexiko-Stadt traf ich schließlich meinen Freund Giorgios, einen erfahrenen Reisenden, dessen Leidenschaft für Yoga ihm den Spitznamen „The Greek Yogi“ eingebracht hatte. An einem Abend zeigte er mir Maya-Sternzeichen. Wie bei Horoskopen und ähnlichen esoterischen Werkzeugen griff auch hier der bekannte Effekt: Ich erkannte mich in vielen Beschreibungen wieder.

Entscheidend war jedoch nicht der Inhalt selbst, sondern das Gespräch darüber. Mir wurde klar, dass solche Systeme weniger Antworten liefern, als vielmehr Resonanz erzeugen können. Sie benennen Eigenschaften, Wünsche und Sehnsüchte, die bereits im Inneren vorhanden sind – oder vorhanden sein möchten.

In diesem Moment begann ich, den Unterschied zwischen Esoterik und Spiritualität besser zu verstehen. Für mich lässt er sich heute so zusammenfassen: Esoterik sucht Antworten im Außen, Spiritualität im Innen. Esoterische Ansätze können dabei durchaus hilfreich sein – nicht als Wahrheit, sondern als Spiegel.

Diese Erfahrung machte ich auch später in meiner Therapie. Dort arbeitete ich gelegentlich mit Karten, nicht als Orakel, sondern als Einstieg in Gespräche und innere Prozesse. Auch hier dienten sie nicht der Deutung der Zukunft, sondern der Annäherung an das eigene Innere.
Rückblickend war meine Weltreise der Anfang einer bewussteren spirituellen Auseinandersetzung. Nicht als Flucht in Konzepte oder Systeme, sondern als fortlaufende Einladung, nach innen zu hören – und dort ehrlich zu bleiben.

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